Wild

Rein in die Wildnis!

Gehen wir es wild an. Werden wir hemmungslos und mutig, gehen wir tiefer in die Natur denn je, trotzen wir den Winden und Wettern, lassen wir uns gehen, sammeln wir uns wieder ein. Die Schlossmediale geht in ihr siebtes Jahr, und wir betreten mit ihr die Irr- und Wirrpfade der Natur in den Bergen um das Schloss, die Ursprünglichkeit längst vergangener Zeiten und die Unweg­samkeiten der eigenen Wildheit.


Wir lassen uns Wildkräuterwege zeigen, dürfen das Jodeln mal aus uns selbst erklingen lassen, und der höhen- und tiefenerfahrene Bergsteiger This Isler schaut mit uns auf die Sonnen- und Schattenseiten der eifrigen Natur­bezwin­ger. Wir lauschen den Klängen von Kuhhörnern und wilden Trommeln, Klangdrohnen und Dudelsäcken und erleben, wie auf stillen Wasserober­flächen mit Feuer getanzt werden kann.

 

Mit Stolz begrüssen wir dieses Jahr Heiner Goebbels, Komponist, Regisseur, Künstler und grenzüberschreitender Umsetzer, der seine Musik immer auch zu einem visuellen Erlebnis macht, und derzeit sicher zu den vielseitigsten und virtuosesten Komponisten gehört. Mit grossem Satz springt er aus jeder Schublade, in die man ihn stecken möchte, denn die Realisierung seiner Ideen kann Musik sein, kann Geräusch sein, kann Installation und bewegtes Bild sein: Heiner Goebbels ist deshalb sowohl Komponist als auch Künstler im Fokus der diesjährigen Schlossmediale. Die Kraft der Natur, das Wilde, nimmt er zum Anlass, für die Schlossmediale ein Werk für den Dudelsackvirtuosen Erwan Keravec zu komponieren – gespielt unter freiem Himmel.

Das Theatre of Voices, eines der selte­nen Vokalensembles, deren Spektrum souverän von der Alten in die Neue Musik reicht, wird seine Komposition eines der letzten Beckett-Texte zur Aufführung bringen und mit "Lacrimae" von John Dowland einen stillen Einblick in die Dunkelheiten der menschlichen Natur geben.


Erwan Keravec und sein Quatuor Sonneurs wenden sich mit alten bre­tonischen Instrumenten wie der Bombarde und dem Dudelsack der zeitgenössischen Musik zu und bilden ein Ensemble archaischer Klänge, gemischt mit Stimmen und Elektronik.


Nadja Räss und der Naturjodel dürfen in einem solchen Programm natürlich nicht fehlen: Seit Jahren begleitet sie die Aussenspielstätten der Schlossmediale, aber diesmal kommt Nadja Räss zu uns ins Schloss – mit Orgel und Kuhhörnern.


Beginnen werden wir das Festival mit dem Vokalakrobaten David Moss, und eröffnen mit «Surrogate» – einem wilden Trio für Klavier, Stimme und Schlagzeug. Einen klangvoll-kulinarischen Einblick in die Zeit, als Messer und Gabel noch nicht Hausgebrauch waren, geben wir zum Abschluss. Erlauben wir uns die Freiheit des ungezügelten Genusses! Raus aus unseren vier Wänden, raus aus der Haut, rein in die Natur, rein in die ureigne Wildnis.

Auf wilde Zeiten!

 

Mirella Weingarten

Künstlerische Leiterin

 

Das Programmbuch der Schlossmediale 2018 → zum Download